Bisher ging man davon aus, dass das Gehirn eine Zehntelsekunde benötigt, um ein Bild zu verstehen. Ein Team von Neurowissenschaftlern vom MIT-Institut hat jetzt aber herausgefunden, dass das menschliche Gehirn Bilder in rekordverdächtiger Geschwindigkeit wahrnehmen kann, und zwar in 13 Millisekunden.
Das ist fast das achtfache schneller als die in früheren Studien ermittelte Geschwindigkeit von 100 Millisekunden.
Die Forscher baten die Testpersonen, nach einem bestimmten Bildtyp Ausschau zu halten, z. B. nach einem Picknick oder einem lächelnden Paar, während sie eine Serie von sechs oder 12 Bildern ansahen, die jeweils zwischen 13 und 80 Millisekunden lang präsentiert wurden.
Mary Potter, eine MIT-Professorin für Gehirn- und Kognitionswissenschaften und Seniorautorin der Studie sagt dazu: “Die Tatsache, dass man das bei diesen hohen Geschwindigkeiten tun kann, zeigt uns, dass unsere Sehkraft darauf ausgelegt ist Konzepte zu finden. Das ist, was das Gehirn den ganzen Tag lang tut – es versucht zu verstehen, was wir sehen.”
Laut Professorin Potter, könne diese schnelle Verarbeitung dazu beitragen die Augen, die ihren Blick dreimal pro Sekunde wechseln, auf ihr nächstes Ziel zu lenken.
Die Aufgabe der Augen besteht nicht nur darin, die Informationen ins Gehirn zu leiten, sondern auch darin, es dem Gehirn zu ermöglichen schnell genug darüber nachzudenken, um zu wissen, was man als Nächstes anschauen sollte.
Potter fügt weiter hinzu: “Im Allgemeinen kalibrieren wir also unsere Augen so, dass sie sich so oft wie möglich bewegen, um zu verstehen, was wir sehen.”
Nachdem ein Bild die Netzhaut “getroffen” hat, werden die Informationen wie Form, Farbe und Orientierung vom Gehirn verarbeitet.
Die Studie legt nahe, dass, während die Bilder nur 13 Millisekunden lang gesehen werden, bevor das nächste Bild erscheint, ein Teil des Gehirns diese Bilder noch länger verarbeitet.
Würden die Bilder nach 13 Millisekunden ausgelöscht werden, könnten die Menschen nach der Sequenz niemals positiv reagieren. Es muss etwas im Gehirn geben, das diese Information mindestens so lange aufrechterhalten hat”, sagt Professorin Potter.
Sie fand bereits früher heraus, dass Menschen Bilder, die nur für 100 Millisekunden gesehen werden, korrekt identifizieren können, aber ihre neue Forschung zeigt, dass wir dies fast achtmal schneller tun.
In der neuen Studie erhöhten die Forscher nach und nach die Geschwindigkeit der Bilder, bis sie einen Punkt erreichten, an dem die Antworten der Probanden nur noch Raterei waren.
Das MIT-Team fand heraus, dass, obwohl die Gesamtleistung abnahm, die Probanden weiterhin besser abschnitten als zufällig, da die Forscher die Belichtungszeit der Bilder allmählich von 80 Millisekunden auf 13 Millisekunden reduzierten, was die schnellstmögliche Rate bei Verwendung des Computermonitors war. Das würde bedeuten, dass wir 75 Bilder pro Sekunde interpretieren können.
“Das passte nicht wirklich zu den… üblichen Annahmen, die meine Kollegen und ich für das Sehen hatten”, sagte Professor Potter.
Sie glaubt, dass ein Grund für die bessere Leistung der Versuchspersonen in dieser Studie darin liegen könnte, dass sie die schnelle Erkennung geübt haben, da die Bilder immer schneller präsentiert wurden.
Die Versuchspersonen erhielten nach jedem Versuch auch Feedback zu ihrer Leistung, so dass sie sich auf diese unglaublich schnelle Präsentation einstellen konnten.
Bei der höchsten Rate sahen die Versuchspersonen neue Bilder über 20 Mal schneller, als das Sehen normalerweise Informationen aufnimmt.